
Vor ein paar Tagen hat Prosche bekannt gegeben, wieder mehr Verbrenner verkaufen zu wollen 1. Nur wenige Tage später folgen die Konzernmutter Volkswagen und auch Audi mit ähnlichen Aussagen 2.
Begründet wird dies damit, dass der Verkauf von E-Autos sich schwächer entwickeln würde, als erwartet. Schuld daran sind natürlich die Politik, die Käufer:innen und die Ladeinfrastruktur, aber keinesfalls die eigene Modellpolitik oder der jahrelange Tiefschlaf bei der E-Auto-Entwicklung.
Die Zukunft nicht verstanden
Mit dem nun formuliertem Ziel wieder mehr Verbrenner verkaufen zu wollen, zeigen der Hersteller, das sie erstens immer noch nicht verstanden haben, dass der Verbrenner ein Auslaufmodell ist, auch wenn deutsche und US-amerikanische Petrolheads das gerne anders sehen. Wer sich die Zulassungszahlen in China anschaut – dem größten Automarkt der Welt (auch für deutsche Hersteller) – erkennt das schnell. Im Juli 2024 waren in China erstmals mehr als 50% der Neuzulassungen Fahrzeuge mit alternativen Antrieben (NEV – New Energy Vehicle, batterie-elektrische Fahrzeuge, Plugin-Hybride oder Brennstoffzelle), die Mehrzahl davon batterie-elektrisch (BEV, Battery Electric Vehicle).
Kurzfristiges Denken
Zweitens, zeigen die Hersteller, dass sie von kurzfristigem Gewinnstreben getrieben sind und keine langfristig solide Strategie verfolgen. Das Festhalten am Verbrenner hat die deutschen Hersteller erst in die heutige Situation gebracht. Daraus sollten sie lernen, um gestärkt und mit zukunftsfähigen Konzepten aus der Krise zu kommen um nicht den Nokia-Way zu gehen.
Scheiß auf die Flottengrenzwerte
Drittens – und das ist aus meiner Sicht die eigentliche Dreistigkeit – schreien Porsche, VW und Audi damit förmlich „Wir scheissen auf die Flottengrenzwerte der EU“. Als Flottengrezwert wird der durchschnittliche CO2-Ausstoss aller Neuwagen eines Herstellers bezeichnet. Dieser darf einen herstellerspezifischen Wert nicht überschreiten sonst drohen Strafzahlungen. Diese Flottengrenzwerte sinken in 2025 und – aufgrund des schleppenden Verkaufs von E-Autos – fürchten einige Hersteller (insbesondere Volkswagen) diese Ziele nicht zu erreichen und daher mit Strafen in Millionehöhe belangt zu werden.
Die deutsche Politik setzt sich – über Parteigrenzen hinweg – dafür ein, die drohenden Strafzahlungen auszusetzen, oder zumindest die Grenzwerte nicht wie geplant zu senken. Dafür hätte ich Verständnis, wenn sich die Automobilindustrie beispielweise im Gegenzug dazu verpflichtet den Gegenwert der Strafzahlungen zusätzlich in klimafreundliche Technologien zu investieren.
Mit dem nun angekündigten stärkerem Fokus auf Verbrenner zeigen die Hersteller jedoch, dass sie offensichtlich kein Interesse haben, wenigsten den Versuch zu unternehmen die Flottenziele zu erreichen. Damit haben sie jeden Anspruch auf Unterstützung durch die Politik und damit der Steuerzahlenden verwirkt.
Solange jedoch Parteien von CD/CSU, über FDP bis zum BSW (die Alternative – die keine ist – will ich garnicht erst erwähnen) bei Diesel-Dieter punkten, wenn sie den Verbrenner als „Kulturgut“ (FDP) und „Leitindustrie“ (Union) erhalten, wird sich an dieser selbstzerstörerischen Rückwärtsgewandheit nichts ändern. Damit ist die nächste Krise vorprogrammiert und weder der Arbeitsplatzsicherheit, noch dem Industriestandort oder der Wirtschaft geholfen – und dem Klima schon garnicht, aber darüber spricht ja ohnehin niemand mehr.