Veganes Essen

Weil es gerade so schön passt und ich Content für diesen Blog brauche, führe ich eine neue Kategorie ein: Am „Flashback-Friday“ werde ich – wenn es gerade irgendwie passt – alte Geschichten aufwärmen. Wer erinnert sich an den Mai 2022? Da hat Herr Wissing doch allen ernstes gepostet, ob es „wirklich notwendig“, sei, „dass wir unser Essen fotografieren“ und posten. „Wenn man sich die Zahl der Fotos von Essen anschaut weltweit, kommt man auf einen enormen Energieverbrauch.“

Ich hatte ihm daraufhin einen Brief geschrieben. Das Büro von Hr. Wissing hat auch geantwortet dass Hr. Wissing respektvolle – auch kritische Botschaften – lesen und aufnehmen würde. Zumindest Letzteres ist stark zu bezweifeln…

Lieber Herr Wissing,

Ich bin mir sicher, ich bin nicht der Erste, der auf die Idee kommt, aber sie haben heute eine Steilvorlage geliefert, die man einfach nicht ablehnen kann. Anbei ein Foto unseres heutigen Abendessens. Sieht lecker aus, oder?

Es handelt sich um ein veganes Gericht. Ich habe die Zahlen jetzt nicht genau im Kopf, aber es ist erschreckend was für ein CO2-Ausstoss durch Tier-basiertes Essen verursacht wird. Man muss sich die Frage stellen, ist das wirklich notwendig?

Mit dieser einzelnen Mahlzeit haben meine Familie und ich bestimmt genug CO2 eingespart, dass wir uns das Foto „leisten“ können. Wobei „leisten“ können wir uns natürlich eigentlich kein einziges Milligramm CO2. Und da sind wir auch endlich beim Thema.

Sie haben seit einigen Monaten die Rolle des Verkehrsministers inne (oder sollte man es Autominister nennen). Sie füllen – so zumindest mein Eindruck – diese Rolle ähnlich kompetent und erfolgreich aus, wie ihr Vorgänger. Wobei, Andi Scheuer hat mit der PKW-Maut ja nur gut 500 Millionen in den Sand gesetzt. Alleine ihr ökonomisch und ökologisch völlig unsinniger, sozial bedenklicher und putin-freundlicher Tankrabatt schlägt ja schon mit 3 Mrd. (das sind 3.000.000.000 ) € zu Buche. Immerhin, die Idee, die Automobilwirtschaft mit einer Erhöhung der E-Auto- und Abwrack-Prämie mit mehr als 70 Mrd. (70.000.000.000) € zu fördern haben sie ja glücklicherweise verworfen. Das rechne ich ihnen hoch an.

Auf dem Weg zum 1,5° Ziel hat sich Deutschland verpflichtet den CO2-Ausstoss in verschiedenen Sektoren zu reduzieren (dass das nicht reichen wird und dass 1,5° auch nicht Friede-Freude-Eierkuchen bedeutet wissen wir auch, aber das lassen wir mal außen vor). Einer der Sektoren der dabei ganz schlecht abschneidet ist – sie werden es erraten – der Verkehr. Da können sie sich natürlich auch bei ihrem Vorgänger bedanken, aber sie haben nun mal die undankbare Aufgabe, oder – anders ausgedrückt – die verdammte Pflicht, die Emissionen massiv zu senken.

Instagram-Posts zu reduzieren ist sicherlich nicht der zielführende Weg. Ich habe leider ihre Quelle bezüglich der Essensfotos nicht gefunden, ich habe aber ein paar andere Rechnungen gefunden:

Eine Untersuchung aus 2019 in Frankreich hat ergeben, dass das posten eines Fotos auf Instagram etwa so viel CO2 verursacht, wie gut 1m mit einem Kleinwagen zu fahren. Wenn ich also einmal zu Fuß zum Bäcker gehe (was ich regelmäßig mache) kann ich ein ganzes Jahr lang alle meine Mahlzeiten posten.

Ein andere Quelle berechnet, dass 1 Stunde Video-Streaming etwa 50 Meter Autofahren entspricht. Wenn in jedem PKW Deutschlands während der Fahrt permanent HD-Videos gestreamt würden, würde das etwa 100 Kilotonnen CO2 im Jahr verursachen. Das ist etwa 1/15 dessen, was ein Tempolimit von 130 auf Autobahnen einsparen würde.

Sie merken hoffentlich worauf ich hinaus will: Statt Scheindebatten zu führen und Kleinigkeiten aufzubauschen indem sie Instagram-Posts verteufeln, sollten sie langsam anfangen sich den echten Problemen zu stellen. Sie sollten sich den Themen widmen, die messbare Effekte haben und die eine echte Mobilitätswende zur Folge haben. Die Stichworte sind ihnen bekannt (Verbesserung des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs, Radwege, autofreie Innenstädte, Stopp des Tankrabatts, Reform der Dienstwagensubvention, und vieles mehr).

Ich zähle auf sie.

Vielen Dank,

mit freundlichen Grüßen,

Oli

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