Smoke. Original public domain image from Wikimedia Commons

Eines Tages beschlossen Irma und Heinz mit dem Rauchen aufzuhören. Es war ihnen natürlich schon lange bekannt, dass Rauchen ungesund ist und tödlich enden kann. Ihnen war klar, jede weitere Zigarette könnte eine zu viel sein (vielleicht waren sie auch schon über den Kipppunkt hinaus, aber das wussten sie natürlich nicht so genau).

Die Anzeichen dass Rauchen nicht gut ist verdichteten sich zunehmend. Heinz hustete sich jeden Morgen die Seele es dem Leib und Irma schnaufte wie eine Dampflok, wenn sie die Treppen in den zweiten Stock hoch gehen musste, weil der Aufzug mal wieder nicht funktionierte.

Eines schönen Sonntag Abends saßen Irma und Heinz zusammen, rauchten eine nach der anderen und fassten den Entschluss. Rauchfrei in 10 Tagen. Wir ziehen das gemeinsam durch, sagten sie. Wir bilden eine Fortschrittskoalition scherzten sie. Es wird vielleicht zeitweise hart werden, aber wieder frei atmen zu können ist doch eine tolle Aussicht. Und im Endeffekt sparen wir dann auch noch Geld, frische Luft ist umsonst, Zigaretten kosten eine Menge Geld und werden noch dazu immer teurer.
Paul, der Nachbar, stand Pfeife rauchend daneben und sagte nichts.

Irma und Heinz hatten einen Plan. Sie würden ihren Zigarettenkonsum jeden Tag um zwei Zigaretten reduzieren und schon in 10 Tagen wären sie rauchfrei. „Abgemacht“ sagten sie, umarmten sich und gingen nach Hause. Montag abends trafen sie sich wieder. „Und wie klappt es?“ fragte Irma. „Oh, schwierig, aber ich bin nah dran“ sagte Heinz und rauchte die 19. Zigarette des Tages. „Und bei dir?“ „Ich bin bei 17, habe sogar um drei reduziert“ sagte Irma stolz. „Du solltest dir was einfallen lassen und morgen auch um drei Zigaretten reduzieren. Ich bin sicher du schaffst das!“ munterte sie ihn auf. Paul, der Nachbar stand Pfeife rauchend daneben und sagte nichts.

Am darauf folgenden Abend ergab sich ein ähnliches Gespräch. Irma hatte nur 14 Zigaretten geraucht, da sie den ganzen Tag in Meetings verbracht hatte und kaum Pausen machen konnte. Heinz lobte sich selbst, weil er nur 18 Zigaretten geraucht hatte. Irma war nicht so begeistert „Uiuiui, jetzt musst du dich aber wirklich anstrengen. Morgen 4 weniger und du bist wieder im Soll. Es gibt da ganz einfache Möglichkeiten, die gar nicht weh tun. Nikotinpflaster beispielsweise!“. „Nikotinpflaster waren nicht ausgemacht und bringen sowieso nichts“ erwiderte Heinz und wandte sich ab. Paul, der Nachbar stand Pfeife rauchend daneben und sagte nichts.

Auch am dritten Tag bot sich das selbe Bild. Heinz hatte seinen Konsum um eine Zigarette reduziert, was aber eher daran lag, dass er lange geschlafen hatte als dass er sich aktiv bemüht hätte weniger zu rauchen. Irma hatte es erneut geschafft 3 Zigaretten weniger zu rauchen, es fiel ihr aber zunehmend schwer. „Du musst dich jetzt echt reinhängen und morgen richtig viel weniger rauchen“ ermahnte sie Heinz. Heinz grübelte. „Wir hatten doch beschlossen, das gemeinsam durchzuziehen“ sagte er. „Dann sollten wir uns auch nicht mehr einzeln vorrechnen, wer wieviel geraucht hat, wir sollten das übergreifend betrachten und da liegen wir ja voll im Plan. Und wahrscheinlich kaufe ich mir irgendwann eine E-Zigarette und dann bekommen wir das gemeinsam hin“ begeisterte sich Heinz. „Nikotinpflaster kann ich dir sofort geben und die helfen erwiesenermaßen.“ erwiderte  Irma. „Sei doch nicht immer so ideologisch. Ich brauche was in der Hand was qualmt und stinkt, das kann die E-Zigarette irgendwann bestimmt leisten“ versuchte Heinz sie zu überzeugen. „Wir machen das jetzt mit unserem gemeinsamen Plan“. Widerwillig stimmte Irma zu. Paul, der Nachbar stand Pfeife rauchend daneben und sagte nichts.

Ein paar Tage verfolgten Irma und Heinz ihren gemeinsamen Plan. Zusammen kamen sie auf durchschnittlich 12, dann auf 10, dann auf 8 Zigaretten. An Tag 7 stockte der Fortschritt zum ersten Mal. Laut Plan hätten es nur noch 6 Zigaretten pro Person sein dürfen. Die Rechnung ergab aber 6,5. Irma gestand kleinlaut: „Ich habe nur um zwei Zigaretten reduziert, nicht um drei, wie die Tage zuvor, aber…“. „Ich habe, wie immer um Eine reduziert“ unterbrach Heinz sie. „Das darf dir morgen nicht nochmal passieren!“.  Paul, der Nachbar stand Pfeife rauchend daneben und sagte nichts.

Am 8. Tag wurde es noch schlimmer. 6 Zigaretten pro Person. Laut Plan waren nur 4 vorgesehen. Heinz bekam einen roten Kopf und tobte „Ich habe weitergemacht wie immer, was ist nur los mit dir Irma?“ „Ich, ich, ich…“ stotterte Irma. „Wir fragen den Nachbarn nach seiner Meinung!“ donnerte Heinz. Paul, der Nachbar wurde gerufen. Pfeife rauchend analysierte er die Situation: „Irma, du hast seit zwei Tagen nicht geraucht und folglich deinen Nikotinkonsum nicht mehr reduziert. Negatives Rauchen deinerseits wären aber Voraussetzung gewesen, euer Gesamtziel zu erreichen. Unglückliche äußere Umstände haben leider dazu geführt, dass Heinz immernoch keine E-Zigarette besitzt und auch deine Nikotinpflaster-Ideologie trägt nicht zu den Zielen bei, daher werdet ihr euer gemeinsames Ziel wohl nie erreichen“

Irma holte durch ihre mittlerweile befreiten Lungen tief Luft, aber bevor sie etwas sagen konnte sah Heinz sie grimmig an „Technologieoffen sein. Nicht immer nur Verbote. Habe ich dir doch schon immer gesagt.“, zündete sich eine Zigarette an und ging hustend nach Hause.

Und wenn er nicht gestorben ist raucht Heinz noch heute…

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